Inspirierende Erfolgsgeschichten aus den Regionen mit Ressourcen

Julia Gebhardt

Wie fing alles an?

Ich bin gelernte Hotelfachfrau. Ich hatte nie Interesse, mich beruflich mit Nageldesgin zu beschäftigen. Es war eher ein Hobby, mit dem man nebenbei Geld verdienen kann. Der erste Gedanke in Richtung Selbstständigkeit war, ob ich etwas weniger in den Hauptberuf investiere und mir im Nebengewerbe ein wenig dazuverdiene. Und so fing es dann auch an. Mein damaliger Chef war einverstanden, dass ich ein Nebengewerbe anmeldete. Als ich dann schwanger wurde, konnte ich meine Tätigkeit im Gastgewerbe zunächst nicht mehr ausüben. Zuhause wurde es mir schnell langweilig und ich habe mich mehr und mit dem Nageldesign beschäftigt. Letztendlich auch aus der Not heraus, denn mir waren die Angebote in MV (im Vergleich zu Berlin) einfach zu teuer. Ich habe mir Material besorgt und einfach angefangen, mich auszuprobieren.

Was hat sie dazu inspiriert, die Firma zu gründen?

Eine große Inspiration war und ist meine Kreativität. Ich kann mich ausprobieren, malen, dekorieren, einfach kreativ sein. Nageldesign war für mich immer ein Hobby. Nie hatte ich den Gedanken, es hauptberuflich zu machen. Ich habe mich weitergebildet und noch während der Schwangerschaft an einer Schulung teilgenommen. Einfach so für mich. Die Elternzeit war dann weniger Elternzeit und eher wachsende Nebenberuflichkeit. Inspiriert hat mich letztendlich auch der Gedanke, meine Arbeitszeit einteilen und mir meine Kunden aussuchen zu können.

Wann entwickelte sich die Idee, selbstständig sein zu wollen?

2013 stieg die Nachfrage rasch an, auch viele Kolleginnen aus dem Hotel wurden zu Kundinnen. In der Elternzeit meines zweiten Kindes (2014) meinten immer mehr Kundinnen, dass ich nicht zurück ins Gastgewerbe, sondern hauptberuflich ein Nagelstudio eröffnen sollte. Dem spielte die Tatsache, dass mein befristeter Vertrag nicht verlängert wurde, gut in die Karten. 2015 riet mir jemand, eine Unternehmensberatung aufzusuchen. Gut, dass ich das getan habe. Ich hätte einfach losgelegt, dachte, ich habe genügend Kunden, das wird schon alles gut gehen. Zum Glück hielt mich die Unternehmensberaterin zurück und begleitete mich Schritt für Schritt in der Gründungsphase. Ich blieb zunächst im Nebengewerbe tätig, beantragte den Gründungszuschuss und wechselte im Dezember 2015 in die Hauptberuflichkeit.

Welche Unternehmensform haben Sie gewählt und worin besteht das Aufgabenfeld?

Ich bin Einzelunternehmerin und habe vom Nebengewerbe ins Hauptgewerbe umgemeldet.
Angefangen habe ich in einem separaten Raum in meiner Wohnung für ca. 1 Jahr. Dann folgte die Anmietung einer 1-Zimmerwohnung in einer Eigenheimsiedlung. Dann sind wir mit der Familie in ein Haus gezogen, wo es die Möglichkeit für ein separates Studio gab. Zwischenzeitlich teilte ich mir ein Studio mit einer Kosmetikerin, doch das funktionierte leider nicht so gut. Nun, in der fünften und wohl letzten Station, habe ich ein Studio im eigenen, kürzlich gekauften Haus.

Was waren Ihre größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an Ihre Unternehmensgründung?

Meine größte Angst war, mein eigenes Geld erwirtschaften zu müssen. Es gab niemanden, der mir am Monatsende ein Gehalt überwies. Ferner hatte ich Angst, dass ich die Ausgaben, Nebenkosten, Versicherungsleistungen etc. unterschätze. Diese Angst wurde mir zum Glück durch die Gespräche mit der Unternehmensberaterin und durch das Aufzeigen von Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten genommen.

Hatten Sie Unterstützung durch Vereine/Verbände/andere Institutionen (IHK etc.)?

Über die IHK habe ich die Unternehmensberaterin kennengelernt, die mir wiederum all die (Finanzierungs-)Möglichkeiten aufgezeigt, mich beim Businessplan erstellen unterstützt und mir den Weg Richtung Agentur für Arbeit bzw. zum Gründungszuschuss geebnet hat.

Was ist das wichtigste, an dem Sie gerade arbeiten und wie soll es gelingen?

Ich habe ein Fernstudium „Zeichnen und Malen“ begonnen. Daran sind der Corona-Lockdown und die viele freie Zeit, die ich plötzlich hatte, nicht ganz unschuldig. Ich habe ein zweits Nebengewerbe „Dekoration und Malerei“ angemeldet. Zwar hatte ich im Nageldesign bereits viele Schulungen absolviert, die Richtung Malerei gingen, doch auf den Nägeln ist einfach nicht genug Platz, um meine Kreativität vollständig ausleben zu können. Während des Corona-Lockdowns habe ich unter anderem Steine und Übertöpfe bemalt, Oster- und andere Dekorationen kreiert. Auch diese Dinge kamen sofort sehr gut bei Freunden und Kundinnen an. Zunächst soll die Malerei nur Hobby sein. Ich mache es für mich, weil ich einfach gern male und es gern besser können möchte. Zum Beispiel möchte ich mehr Leben in meine Bilder bringen. Sollte sich später mehr daraus entwickeln, freue ich mich. Ich setze mich nicht unter Druck, beginne mit Freude und Leichtigkeit, so wie auch meine Nageldesign-Erfolgsgeschichte begann.Ich habe ein Fernstudium „Zeichnen und Malen“ begonnen. Daran sind der Corona-Lockdown und die viele freie Zeit, die ich plötzlich hatte, nicht ganz unschuldig. Ich habe ein zweits Nebengewerbe „Dekoration und Malerei“ angemeldet. Zwar hatte ich im Nageldesign bereits viele Schulungen absolviert, die Richtung Malerei gingen, doch auf den Nägeln ist einfach nicht genug Platz, um meine Kreativität vollständig ausleben zu können. Während des Corona-Lockdowns habe ich unter anderem Steine und Übertöpfe bemalt, Oster- und andere Dekorationen kreiert. Auch diese Dinge kamen sofort sehr gut bei Freunden und Kundinnen an.
Zunächst soll die Malerei nur Hobby sein. Ich mache es für mich, weil ich einfach gern male und es gern besser können möchte. Zum Beispiel möchte ich mehr Leben in meine Bilder bringen. Sollte sich später mehr daraus entwickeln, freue ich mich. Ich setze mich nicht unter Druck, beginne mit Freude und Leichtigkeit, so wie auch meine Nageldesign-Erfolgsgeschichte begann.

Thema Finanzierung: Welchen Quellen standen Ihnen bei der Gründung zur Verfügung?

Wie bereits erwähnt, habe ich den Bildungsscheck der IHK und den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit in Anspruch genommen.

Gab es Momente nach der Gründung, in denen Unsicherheiten in Ihnen aufkamen?

Am Anfang befürchtete ich, dass ich vieles unterschätze. Später machte ich mir Gedanken, was ist, wenn der Gründungszuschuss ausläuft? Schaffe ich es dann allein? Auch hier haben mir die Gespräche mit der Unternehmensberaterin sehr geholfen. Letzten Endes hatte ich nie finanzielle Sorgen. Es gab nie eine Flaute.

Wenn Sie heute zurückblicken, was waren die Herausforderungen, die Sie vor oder während Ihrer Gründung bewältigen mussten?

Große Herausforderungen waren die Buchhaltung und den Businessplan zu schreiben. Es hat ca. drei Jahre gedauert, ehe ich das Thema Buchhaltung voll und ganz verstanden habe.

Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was waren Ihre größten Erfolge?

Ich wollte nie ein einfaches normales Nagelstudio haben. Ich wollte etwas Besonderes erschaffen und hatte schon immer den Gedanken, Schulungen anzubieten. Ich habe an Meisterschaften teilgenommen und gewonnen. Und ich habe es geschafft, dass Nägel-machen nicht nur als ein Nichts-Könner-Beruf angesehen wird. Es ist leider kein anerkannter Beruf, dementsprechend kann es jeder machen. Und wie in jeder Branche gibt es auch hier schwarze Schafe. Ich bin stolz und immer wieder positiv überrascht, wenn Kundinnen mir sagen, dass ich einen sehr guten Ruf über die Stadtgrenze hinaus habe. Oder wenn sie überglücklich sind, nach monatelangen Warten endlich einen Termin bei mir zu haben.

Wie haben Sie die Herausforderungen (wenn es denn welche gab) gemeistert?

Ich lebe nach der Devise: Einfach machen. Das ist leichter, wenn man mit geringem Risiko startet. Ich habe mich selbst gefragt, was das Schlimmste wäre, das passieren könnte. Die Antwort war nicht dramatisch. Ich habe keine Angst vor Misserfolg. Sollte es nicht funktionieren, gehe ich zurück ins Gastgewerbe.

Sie sind jetzt Ihre eigene Chefin. Käme ein Dasein als Angestellte überhaupt noch in Frage?

Ich weiß es nicht! Während Corona kam mir der Gedanke, was ich machen würde, wenn es so nicht weiter geht. Ich bin und bleibe optimistisch. Ich liebe und schätze meine Selbstständigkeit mit allem was dazu gehört.

Was sind ihre Ziele als Unternehmerin?

Ich möchte Immer selbst zufrieden sein. Ich möchte erkennen, wenn es mir nicht mehr gut geht, wenn es zu viel wird. Ich möchte gesund bleiben, mir meine Kunden weiterhin aussuchen können und meinen Job jeden Tag gern ausüben.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich möchte in der gleichen Situation wie jetzt sein, nur 5 Jahre weiter. Ich bin momentan sehr glücklich, mit meinem neuen Partner, unserem schönen Zuhause. Ich habe wunderbare Kundinnen. Aus jetziger Sicht muss sich nichts verändern. Freuen würde ich mich, wenn in 5 Jahren mein zweites Standbein, das Dekorations- und Malerei-Gewerbe erfolgreich angelaufen ist.

Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

Man sollte sich fragen, ob man die Idee/die Selbstständigkeit lieben und leben kann. Jeder, der bereits länger mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen, schwanger geht, sollte es einfach tun. Das hängt sicherlich von der Branche und nötigen Investitionen ab. Daher rate ich, abzuwägen und sich zu fragen, was wäre das Schlimmste, was passieren kann. Auf keinen Fall sollte man sich selbstständig machen, nur weil man gerade keinen Job findet. Leidenschaft gehört dazu, genauso wie Flexibilität und stetige Weiterentwicklung. In dieser schnelllebigen Zeit ist stehen bleiben fatal.

Angenommen, Sie stünden jetzt vor der Gründung, würden Sie nochmal den gleichen Weg einschlagen?

Definitiv. Ich habe viel Glück gehabt. Aber ich habe auch viel dafür getan.

Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbständige Unternehmerin behaupten zu können?

Selbstbewusstsein. Pflichtbewusstsein. Man muss gut mit Menschen/Kunden umgehen können. Das hängt sicherlich von der Branche ab. Empathie ist wichtig. Und speziell in meinem Job: zuhören können. Den Dienstleistungsgedanken leben. Ebenso ist Selbstreflexion wichtig. Erkennen, was man loslassen bzw. abgeben kann/sollte.

Wie finden Sie neue Kunden?

Meine Kunden kommen hauptsächlich durch Mund zu Mund zu mir. Wir leben in einer Kleinstadt, da spricht es sich schnell rum, welche Studios mit welcher Qualität am Markt sind. Allgemein empfehle ich, die kostenlose Werbung über die Sozialen Medien, wie zum Beispiel Facebook, zu nutzen. Dort bin ich präsent und aktiv.

Regionen mit Ressourcen

Projektträger:
Unternehmensberatung
Carmen Baumann
Projektzeitraum:
1.August 2019 bis 30.April 2021

In dem vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt wurden Möglichkeiten entwickelt, wie in der ländlichen Region des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte mehr erwerbsfähige Menschen erwerbstätig werden können,


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