Inspirierende Erfolgsgeschichten aus den Regionen mit Ressourcen

Mario Kieckhefel

Wann entwickelte sich die Idee, selbstständig sein zu wollen?

Selbstständig bin ich seit Dezember 2015. Davor habe ich viele Jahre auf Montage gearbeitet. Zuletzt war ich bundesweit mit Spezialbagger unterwegs. Darauf hatte ich keine Lust mehr. Ich wollte mehr Zeit zu Hause verbringen und mein Enkelkind aufwachsen sehen. Zunächst hatte ich eine Anstellung in Demmin. Die Firma wurde verkauft und von der neuen Geschäftsführung mehr schlecht als recht geleitet. Ich dachte mir, nein, das musst du nicht haben. Das kannst du allein viel besser. Aufgrund meiner diversen Meister war ich befähigt, mich in der Baubranche selbstständig zu machen.

Was hat Sie dazu inspiriert, die Firma zu gründen?

Zum einen war es der Wunsch, mehr Zeit zu Hause zu verbringen, ruhiger zu leben. Zum anderen habe ich während der Zeit als Angestellter auf deutschlandweiter Montage bereits allein und selbständig gearbeitet. Während die Ingenieure, Architekten o.a. meistens zu zweit oder zu dritt vor mir saßen, war ich auf mich allein gestellt bei den Baubesprechungen. Das wurde mir bewusst und half mir bei der Entscheidung, die Selbstständigkeit zu wagen. Meine Idee war, kleine Aufträge anzunehmen, die ich allein meistern konnte.
Ein weiterer Grund für meinen Schritt in die Selbstständigkeit war, dass ich einfach sehr gern Baumaschinen fahre. Das war damals so und das ist heute noch so. Ich freue mich jeden Morgen darauf. Ein Vorteil der Selbstständigkeit und somit auch eine Art Inspiration war und ist für mich die Tatsache, dass man als Selbständiger auf Augenhöhe mit den Auftraggebern arbeitet. Als angestellter Baggerfahrer wird man doch oft auf eine niedere Stufe gestellt und dementsprechend behandelt.

Welche Unternehmensform haben Sie gewählt und worin besteht das Aufgabenfeld?

Ich bin Einzelunternehmer und habe als selbstständiger Baumaschinenführer ein Gewerbe angemeldet. 90% meiner Tätigkeit fallen auf das Führen von Baumaschinen, insbesondere das Fahren von Rad- oder Kettenbagger. Ich bin vorwiegend im Rückbau tätig, inklusive Rücksortierung und Aufwertung der Materialien/Baustoffe. Ich habe drei Hauptauftragsgeber, durch die ich die meiste Zeit beschäftigt bin. Die restlichen 10% verteilen sich auf Pflasterarbeiten, Hausmeistertätigkeiten und auf die Pflege von zwei Friedhöfen.

Was waren Ihre größten Ängste und Bedenken bei dem Gedanken an Ihre Unternehmensgründung?

Kann das alles gut gehen? Zunächst stellte ich mir die Frage beim Start mit dem Partner, später dann noch einmal, als unsere Wege sich trennten. Aber es ist immer genug Arbeit da. Manchmal kommen kleine Zweifel, wenn z.B. ein Bauvorhaben beendet ist, der Kunde sagt, dass er sich meldet, es dann aber in dem genannten Zeitraum nicht tut. Dann überlege ich, ob ich lieber bei anderen Unternehmen anrufe und mich erkundige, ob sie einen Auftrag hätten, um die Zwischenzeiten auszufüllen. Bisher musste ich das nicht oft tun. In diesem Jahr nur im Januar, da war es etwas ruhiger. Jetzt bin ich bis zum Ende des Jahres ausgebucht. Auch der Corona-Lockdown hat mich nicht getroffen. Ich konnte weiterarbeiten, musste kein Mindestabstand einhalten und war/bin im Rückbau nicht auf Drittunternehmen bzw. Zulieferer angewiesen. Nur als ich Ersatzteile für den Bagger benötigte, gab es während des Lockdowns Lieferverzögerungen.

Hatten Sie Unterstützung durch Vereine/Verbände/andere Institutionen (IHK etc.)?

Nein, ich hatte keine Unterstützung in dieser Richtung. Es war tatsächlich learning by doing. Ich habe einfach angefangen. Ich habe mir mein Privatvermögen angesehen und gedacht, damit kann ich starten, damit kann ich mir einen Transporter kaufen. Auch mit betriebswirtschaftlichen Themen habe ich mich eigenhändig auseinandergesetzt. Selbst die Steuerangelegenheiten habe ich damals allein gemacht, jetzt habe ich allerdings eine Steuerberatung.

Was ist das wichtigste, an dem Sie gerade arbeiten und wie soll es gelingen?

Es gibt keine aktuellen Projekte oder Ziele. Ich habe nichts anderes in Planung als das übliche Tagegeschäft. Der ganz normale Wahnsinn, wie ich immer sage.

Thema Finanzierung: Welchen Quellen standen Ihnen bei der Gründung zur Verfügung?

Wie bereits erwähnt, habe ich nur mein Privatvermögen genutzt, keinen Kredit aufgenommen, keinen Gründungszuschuss beantragt.

Wenn Sie heute zurückblicken: Was waren die Herausforderungen, die Sie vor oder während Ihrer Gründung bewältigen mussten?

Bis auf die wenigen Momente, in denen nicht gleich ein Folgeauftrag geplant war und ich kurzzeitig überlegte, was ich tun könnte, gab es keine Herausforderungen für mich.

Worauf sind Sie im Rückblick besonders stolz, was waren Ihre größten Erfolge?

Ich bin stolz darauf, dass ich bereits fünf Jahre mein Unternehmen führe und das ich nach wie vor eine sehr gute Auftragslage habe. Es gab keinen großen Ärger, keine Probleme. Die Kunden sind zufrieden, buchen und empfehlen mich weiter. Stolz bin ich auch auf den guten Ruf, den ich habe und auf das positive Feedback und die Weiterempfehlungen meiner Kunden.

Wie haben Sie die Herausforderungen (wenn es denn welche gab) gemeistert?

In dem ich ehrlich und authentisch bin. Ich stehe zu gemachten Fehlern, regle sie im Guten. Ich denke, es ist alles eine Frage der inneren Einstellung.

Sie sind jetzt Ihre eigene Chef. Käme ein Dasein als Angestellter überhaupt noch in Frage?

Sag niemals nie. Momentan würde ich ganz klar „nein“ sagen. Doch was ist in einem halben Jahr? Das wissen wir nicht. Auch müssen wir abwarten, wie sich die Wirtschaft und dementsprechend die Baubranche nach Corona entwickeln. Je nachdem wie die Situation ist, kann ich mir eine Anstellung durchaus vorstellen. Es ist wichtig, dass man offen ist für Veränderungen und Veränderungen auch mitmacht.

Was sind Ihre Ziele als Unternehmer? Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ein Ziel oder eher ein Traum von mir ist es, einen eigenen Bagger zu haben. Jetzt sitze ich immer auf fremden Fahrzeugen. Manchmal in einem kleinen, manchmal in einem großen. Allerdings bin ich mit (nur) einem eigenen Bagger weniger flexibel. Vielleicht schneide ich mir damit ins eigene Fleisch. Preislich liegt ein top ausgestatteter Bagger bei 150.000 Euro. Man sollte sich das Ziel setzen, ihn in fünf bis sechs Jahren abgezahlt zu haben. Bei guter Auftragslage ist das machbar. Und wenn man dann noch ein paar Jahre mit dem Gerät arbeiten kann, dann rentiert es sich auch.

Welche Tipps würden Sie Menschen geben, die sich mit dem Gedanken beschäftigen, ein Unternehmen zu gründen?

Ich rate jedem, der Ideen hat, diese umzusetzen, zu verwirklichen. Nicht lange schwanger mit gehen, einfach machen und sehen, was sich daraus entwickelt bzw. ergibt. Der Rest kommt beim Machen. Man sollte auch nicht lange üben, sondern rein ins kalte Wasser springen. Und wichtig ist, immer dranbleiben, nicht den Kopf in den Sand stecken, sich nicht entmutigen lassen. Positiv denken. Mein Leitsatz ist: Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich die nächste. Und so ist es bei mir immer gewesen, so ergab sich ein Auftrag nach dem anderen.
Einen buchhalterischen Tipp habe ich noch. Ich kann das Programm Lex Office wärmstens empfehlen. Kalkulieren, Angebote, Rechnungen und Mahnungen schreiben geht sehr leicht. Zusätzlich habe ich über das Programm eine Übersicht auf mein Konto, auf Eingänge und Abbuchungen. Leider nutzt kein Steuerberater hier in der Region dieses Programm, dann könnte ich meine Daten direkt aus dem Programm zum Steuerberater übertragen oder auch mit wenigen Klicks den Jahresabschluss machen. Das Programm ist stets aktuell, z.B. wurden Neuigkeiten bzgl. Corona sofort und automatisch eingepflegt. Es kostet 19 Euro im Monat - eine günstige und lohnende Investition.

Angenommen, Sie stünden jetzt vor der Gründung, würden Sie nochmal den gleichen Weg einschlagen?

Ja, ich würde denselben Weg noch einmal gehen, allerdings nicht mit den gleichen Menschen. Zu wissen was man nicht mehr möchte, ist ebenfalls sehr hilfreich beim Vorwärtskommen.

Welche Charaktereigenschaften sind ein absolutes Muss, um sich als selbständige Unternehmerin behaupten zu können?

Mutig sein. Keine Angst haben. Disziplin ist sehr wichtig. Nicht auf Erfolgen ausruhen und Akquise, Werbung, Erscheinung etc. schleifen lassen. Wichtig ist für mich auch, die Familie, den Partner/die Partnerin mit einzuweihen und sie/ihn sowohl an Erfolgen als auch bei Misserfolgen teilhaben zu lassen. Familie ist für mich immer noch die größte Stütze. Gesundheit und Familie stehen an erster Stelle. Erst dann kommt die Arbeit.

Wie finden Sie neue Kunden?

Zum einen ist es Mund zu Mund Propaganda. Es spricht sich rum, dass es gut funktioniert, dass man mich allein lassen kann, dass ich selbstständig, gewissenhaft und vertrauenswürdig arbeite. Dabei hilft mir gewiss auch mein positiver und gepflegter Außenauftritt. Ob das meine bestickte Kleidung oder mein sauberer und stets aufgeräumter Transporter ist. Ich versuche stets, einen Tick besser zu sein.
Ich habe Werbung am PKW, die mir im letzten Jahr z.B. drei kleine Aufträge eingebracht hat. Ferner bin ich dem Unternehmerstammtisch Demmin beigetreten. Zum einen, um mich bekannter zu machen, zum anderen, um mich mit anderen Unternehmern auszutauschen. Wir stellen uns vor, sprechen über gemeinsame Ziele, planen gemeinsame Aktionen, wie z.B. eine Lehrlingsmesse, die durch den Corona Lockdown jedoch verschoben werden musste. Anfang des Jahres war ich tatsächlich unterwegs und habe mich bei diversen Unternehmen vorgestellt und meine Visitenkarte dagelassen. Auch wenn daraus bis jetzt noch kein Auftrag entstanden ist, sie haben nun meine Karte und können sich bei Bedarf melden. Die Nachfrage an selbstständigen Baumaschinenführern ist zum Glück gestiegen. Das ist mein Vorteil. Die Kunden treten an mich heran.

Regionen mit Ressourcen

Projektträger:
Unternehmensberatung
Carmen Baumann
Projektzeitraum:
1.August 2019 bis 30.April 2021

In dem vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt wurden Möglichkeiten entwickelt, wie in der ländlichen Region des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte mehr erwerbsfähige Menschen erwerbstätig werden können,


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