1998 habe ich meine Lehre zum Maurer- und Betonbauer begonnen und drei Jahres später beendet. Ich wurde übernommen und habe mehrere Jahre in der Firma gearbeitet. 2008/2009 es ging nicht so richtig weiter, irgendwie trat ich auf der Stelle und kam nicht vorwärts. Gemeinsam mit der Familie haben wir den Entschluss gefasst, dass ich die Meister-Ausbildung absolviere. Mein damaliger Chef war damit einverstanden, hat mich jedoch nicht finanziell unterstützt. 2015 hatte ich alle Prüfungen bestanden und bin seitdem Maurer- und Betonbaumeister.
Während dieser Zeit lebte ich ein normales und neutrales Angestelltenleben, war viel unterwegs, oft 12 Stunden am Tag. Wir gründeten eine Familie, ich wurde Vater von zwei Kindern und hatte immer mehr das Bedürfnis, bei meiner Familie sein, meine Kinder aufwachsen sehen zu wollen.
Terminvereinbarungen und Vorgaben in der Firma wurden immer schwieriger. Das, sowie die Elternzeit, die ich 2010 als erster Mann in dem Unternehmen genommen hatte, wirkten sich negativ auf das Verhältnis zwischen meinem Vorgesetzen und mir aus. Nach und nach kamen mehr Reibungspunkte hinzu, so dass ich mich 2017 selbstständig gemacht habe.
Inspiriert haben mich zum einen Familienmitglieder, die sich ebenfalls selbstständig und sehr gute Erfahrungen mit der Unternehmensberaterin Carmen Baumann gemacht hatten. Zum anderen war es die stagnierende berufliche Situation. Ich sah keine Entwicklungsmöglichkeiten in der Firma. Es gibt kaum Meister als Angestellte, so dass es als Meister die logische Konsequenz ist, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Business aufzubauen.
Ich bin Einzelunternehmer. Zunächst war ich drei Monate im Nebengewerbe tätig, doch als dann ein Großauftrag anstand, wechselte ich in die selbstständige Hauptberuflichkeit.
Mein Aufgabengebiet ist sehr vielfältig: Carports verklinkern (Klinker sind meine Leidenschaft), kompletter Innenausbau (was ein Maurer abdecken kann) von Eigenheimen, Estricharbeiten in Privathäusern, Außen- und Innenputz.
Ängste und Bedenken hatte ich keine. Dadurch, dass ich gleich mit einem Großauftrag gestartet bin, hatte ich keine Zeit, mir Sorgen zu machen. Seitdem läuft es durchweg sehr gut, so dass ich auch keine finanziellen Ängste habe.
Ich bekam sehr gute Unterstützung durch die Handwerkskammer Neubrandenburg. Dort hatte ich drei Besprechungstermine, bei denen es unter anderem auch um den Businessplan ging. Wirklich sehr gut war die Hilfestellung durch die Unternehmensberatung Carmen Baumann, was ich von der Agentur für Arbeit leider nicht sagen kann. Da wurden mir eher Steine in Weg (zur Selbstständigkeit) gelegt.
Das wichtigste Projekt, an dem ich gerade arbeite, bin ich selbst. Ich bin ein Schludrian geworden: schreibe die Angebote nicht mehr so, wie es sich eigentlich gehört, fahre nicht mehr regelmäßig zum Aufmaß zu den Baustellen, nehme die Aufträge momentan zu locker. Das kommt dadurch, dass ich trotz Corona sehr viel zu tun habe und einfach keine Zeit für die Büroarbeiten bleibt. Das möchte ich wieder ändern; ich möchte nachkalkulieren, auswerten und reflektieren, um daraus Schlüsse zu ziehen und ggf. Änderungen vorzunehmen.
Da ich keinen Gründungszuschuss bekam, bin ich zu Beginn mit meiner Grundausstattung an Werkzeug und Material in Vorleistung gegangen bzw. habe ich private Reserven genutzt.
Dank des ersten großen Auftrages und den Folgeaufträgen lief es bisher durchweg gut, so dass ich mir keine Sorgen machen musste. Zum Anfang habe ich mir Geräte ausgeliehen und eigene angeschafft, sobald Geld in der Kasse war.
Nein. Ich hatte einfach keine Zeit zum Grübeln. Es gab immer Aufträge, die bearbeitet werden mussten. Nur während der ersten Corona-Lockdown-Wochen grübelte ich kurzzeitig. Ich war vorher vier Wochen krankgeschrieben und in den ersten drei Corona Wochen war es doch sehr ruhig. Aber diese Gedanken waren schnell verschwunden, als die nächsten Aufträge eingingen.
Die einzige Herzausforderung bzw. schwierige Momente waren die Termine bei der Agentur für Arbeit, wo die Mitarbeiter nicht verstehen wollten, warum ich selbstständig sein möchte. Ansonsten wurde ich von vielen Seiten unterstützt und mit offenen Armen empfangen. Ich hatte weder Schwierigkeiten mit der Akquise noch mit der Finanzierung.
Stolz bin ich auf meinen ersten großen Auftrag und dass alles so reibungslos anlief bzw. bis heute perfekt läuft. Ich freue mich über meine zufriedenen und treuen Kunden, die einzig und allein durch Mund zu Mund Propaganda zu mir finden. Ich bin stolz darauf, dass meine Familie voll und ganz hinter mir steht, immer geduldig mit mir ist. Das ist durch mein spezielles Zeitmanagement nicht immer einfach.
Da es keine Herausforderungen gab, musste ich keine bewerkstelligen. Dennoch war und ist mir meine Familie eine sehr große und wichtige Stütze, ohne die ich bestimmt nicht da wäre, wo ich heute bin.
Jein. Das ist schwer vorstellbar. Umso länger ich selbstständig bin, umso schwerer kann ich mir vorstellen, mich wieder einer Geschäftsführung oder auch einer Zeitplanung unterzuordnen. Aber man weiß nie, was noch kommt, auch gesundheitlich. Vielleicht kann ich meinen Job irgendwann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben. Dann muss ich umdenken und mich neu orientieren.
Ich möchte wirklich bis zur Rente selbstständig sein und wünsche mir, dass mein Körper das mitmacht.
Ich möchte mein Netzwerk erweitern, mit Partnern und Gleichgesinnten zusammenarbeiten, so dass wir uns gegenseitig aushelfen können im Falle des Falles. Für 2021 plane ich, mit einem Kollegen zusammen ein komplettes Haus zu bauen.
In fünf Jahre möchte ich ein paar Schritte weiter sein. Ich werde nach wie vor allein arbeiten, keinen Angestellten haben. Die Personalsuche bzw. -situation ist einfach zu schwierig. In fünf Jahren ist meine Auftragslage nach wie vor sehr gut, meine Familie ist gesund und es herrscht wieder mehr Struktur in meinem Berufsalltag. Ich bleibe mir treu, lass mich nicht beeinflussen und mach mein Ding.
Bleibt euch immer selbst treu. Lasst euch nicht beeinflussen, schon gar nicht von negativen Meinungen. Seid ehrlich zu anderen und zu euch selbst. Wenn euch etwas nicht gelingt, zieht rechtzeitig den Stecker, so dass Chaos oder Insolvenz gar nicht erst entstehen können. Selbstständig sein heißt nach wie vor selbst und ständig. Ihr braucht Tatendrang und Selbstverantwortung aber auch Geduld. Einen Tipp habe ich noch aus eigener Erfahrung: Lasst euch nicht am Telefon (wenn ihr z.B. gerade auf der Baustelle und mit euren Gedanken ganz woanders seid) irgendetwas aufschwatzen. Bittet darum, die Informationen schriftlich zuzusenden und schaut euch alles in Ruhe zu Hause an.
Ein klares JA. Es ist alles so glatt gegangen, mein Start war ein Selbstläufer. Von daher würde ich es definitiv wieder so machen.
Meine Kunden finden mich ausschließlich durch Mund zu Mund Propaganda. Ich habe noch nie eine Anzeige geschaltet oder anderweitig Werbung gemacht. Ich habe selbst auf meinem Transporter keinen Namen oder Kontaktdaten stehen. Vieles entsteht durch Weiterempfehlungen unter Kollegen, beim Netzwerken im Sport und bei Stammtischen.
In dem vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt wurden Möglichkeiten entwickelt, wie in der ländlichen Region des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte mehr erwerbsfähige Menschen erwerbstätig werden können,