Ich habe 18 Jahre in einer Frauenarztpraxis gearbeitet. Dort, und auch schon die Jahre zuvor, hatte ich stets das Bedürfnis, mich weiterzubilden. Ich bin gern zur Schule gegangen und wollte immer besondere Dinge lernen. Als stellvertretende Oberschwester mit Stationsschwester-Ausbildung habe ich u.a. die Umschulung der anderen Schwestern organisiert. Ich sagte, wir müssen uns marktfähig machen. Als unser Sohn aus dem Gröbsten raus war, wollte ich mehr als nur Familie, Haus und Job. Ich beschäftigte mich mit dem Thema Atem und war so begeistert, dass ich zu mehreren Seminaren „Der erfahrbare Atem“ nach Berlin gefahren bin. Das war gerade für mich als Leistungssportlerin sehr spannend, stand es doch entgegen meiner Sprinter-Denkweise. Durch die Beschäftigung mit dem Atem habe ich nicht nur gelernt, den Atem kommen und gehen zu lassen, sondern auch, abzuwarten und Geduld zu haben. Mein Wissensdurst war schwer zu stillen. Es folgten viele weitere Fortbildungen u.a. zu Haltung und Bewegung, Pilates oder Shiatsu.
2004 las ich in der Zeitung, dass in Dargun eine Nordic Walking Trainer Ausbildung angeboten wird. Zunächst dachte ich, was für ein Quatsch, mit diesen Stöcken durch die Gegend zu laufen. Als ich jedoch las, dass die Wintersportler es als Sommertraining einsetzen, war meine Neugierde geweckt und ich meldete mich für den Kurs an. Von Beginn an war ich gefesselt und fasziniert von der Technik und den vielfältigen Trainingsmöglichkeiten. Ich konnte die Technik sofort umsetzen und habe die Sportart als MEINS empfunden. Ich habe die C-Trainer Ausbildung angeschlossen und nach deren Abschluss im Kolpingwerk angefragt, ob ich dort Nordic Walking Kurse anbieten könne, natürlich nicht ohne meine Chefin in der Praxis vorher um Erlaubnis für diese Nebentätigkeit gefragt zu haben.
So habe ich mir im Oktober 2004 ein Steuerbüro gesucht, mich beim Finanzamt gemeldet und war nebenberuflich selbstständig. Ein Jahr später erwarb ich die B- Trainer und dann die B- Lehrer Lizenz für Nordic Walking. Diese qualitativ hochwertigen Ausbildungen waren ein Grundstein für die große Nachfrage in meinen Kursen.
Im Laufe der Jahre wuchsen meine Gruppen stetig an. Im Juli 2009 beschloss ich, zu kündigen. Auch der frühe Tod meiner Mutter spielte dabei eine Rolle. Ich habe mir sofort einen Unternehmensberater gesucht und in Herrn Thomas aus Neubrandenburg einen der besten gefunden. Während eines ersten Gespräches mit ihm und meinem Mann wusste ich bereits, dass ich eine Heilpraktiker-Ausbildung machen möchte. Mir war klar, dass ich nicht mehr untergeordnet, sondern selbstständig arbeiten wollte. Mir war auch klar, dass Nordic Walking und Rückenkurse allein nicht für eine gewinnbringenden Selbstständigkeit reichen würden. Eine Idee war, mich als Schwester selbstständig zu machen und als Springerin in verschiedenen Praxen zu arbeiten. Von dieser Idee lenkte mich Herr Thomas glücklicherweise schnell weg hin zu meinem eigentlichen Wunsch, meinem eigentlichen Ziel: Heilpraktikerin zu werden. Und das nicht in einem langjährigen Fernstudium, sondern in einem 3jährigen Direktstudium, welches ich nach 2 Jahren absolvierte. Diese klare Ansage vom Berater war genau das was ich brauchte.
2010 bin ich mit „Präventionssport Bärbel Krohn“ in die Vollselbstständigkeit gegangen und habe mich 2012, nach der Heilpraktiker-Ausbildung umbenannt in „Präventionssport & Naturheilkunde Bärbel Krohn“.
Mit dem Präventionssport habe ich ein Einzelunternehmen angemeldet. Die Heilpraxis läuft unter Freiberuflichkeit. In der Heilpraxis biete ich Akkupunktur, Homöopathie, Mikroökologie, Behandlungen des Bewegungsapparates (z.B. bei Rückenschmerzen) und Shiatsu an. Beim Präventionssport finden sich Nordic Walking, Pilates, Rückenfit, Faszien Fitness, Beckenbodentraining und SMS Kurse (Spiralstabilisation und Mobilisation der Wirbelsäule) in meinem Portfolio.
Ich hatte Bedenken, dass ich finanziell nicht abgesichert bin. Außerdem bin ich partout kein Zahlenmensch. Dafür habe ich ein großes Sicherheitsbedürfnis. Am liebsten hätte ich noch Finanzwirtschaft und Steuerrecht studiert. Ich wollte alles in meinen Händen haben. Außerdem hatte ich Angst, etwas unbewusst falsch zu machen und dafür gerade stehen zu müssen. Eine weitere Sorge war, nun die komplette Verantwortung zu übernehmen, hatte ich als Schwester doch immer einen Arzt/eine Ärztin im Hintergrund. In der Arbeit mit Menschen ist das Risiko um einiges höher als bei anderen Tätigkeiten. Ich hatte Respekt vor diesen neuen Herausforderungen und stellte mir des Öfteren die Fragen: Bin ich ausreichend ausgebildet? Bin ich gut genug?
Die erste und wichtigste Unterstützung kam und kommt von meiner Familie. Dann habe ich viel meinem Berater Herrn Thomas, mit dem ich mein Businesskonzept ausarbeitete, zu verdanken. Später kam die Unternehmensberaterin Carmen Baumann hinzu, bei der ich nicht nur den Existenzgründungskurs absolviert, sondern auch diverse Beratungsangebote in Anspruch genommen habe.
Momentan versuchen wir, eine Verlängerung für das Projekt „Gessin, ein Dorf speckt ab“ zu beantragen. Durch Corona fehlen uns einige Wochen. In diesem Projekt bin ich seit Januar 2019 involviert. Zunächst habe ich nur Zuarbeit für den Förderantrag geleistet, wurde dann aber ohne große Ankündigung kurzerhand zur Projektleiterin ernannt. Das war und ist eine ziemliche Herausforderung. Neben meinen eigenen Sportkursen und der Praxisarbeit kommen die Projektleitung, Absprachen und Planungen mit Ärzten und Ernährungsberatern sowie die Sportkurse, die ich im Projekt anbiete, hinzu. Ein weiteres Projekt, an dem ich gerade arbeite, ist mein eigenes Zeitmanagement. Ziel ist es, mehr Zeit für mich, sprich freie Wochenende und einen freien Nachmittag in der Woche zu haben. Ferne übe ich mich darin, mich von diversen Dingen zu trennen und meine zwei Büros zu sortieren, neu zu organisieren.
Ich habe den Gründerzuschuss und Beratungsförderung in Anspruch genommen.
Ja, da gab es einige. Zum Beispiel 2014 als nach 10-jähriger Kooperationspartnerschaft durch die neuentstandene Zentrale Prüfstelle für Prävention diverse Kurse nicht mehr anerkannt wurden. Plötzlich konnten meine Teilnehmer ihre Kurse nicht mehr über die Krankenkassen abrechnen.
2017 brachen mir Stück für Stück meine Sommerkurse weg. In den Sommermonaten war die Kurssituation schon immer recht dünn, doch ich hatte im Kolpingwerk eine gute Möglichkeit gefunden, einige Sommerkurse anzubieten. Durch einen Geschäftsführungswechsel änderte sich die persönliche Zusammenarbeit, neue Kurse kamen hinzu, auf die sich die wenigen Sommerkunden neu verteilten, so dass es sich für mich wirtschaftlich nicht mehr lohnte.
Zu der Zeit begann auch die Abwärtskurve der Frühlingskurse. Plötzlich wollten die Teilnehmer im Frühjahr/Frühsommer mehr in ihren Gärten sein oder Radfahren.
Mein finanziell schwierigstes Jahr war 2018. Der Grund dafür war, dass ich im Herbst immer das darauffolgende Jahr plane und mir u.a. 1 Woche für die spezifische Planung Zeit nehme. Im August erkrankte mein Vater an Demenz und Krebs, so dass ich viel Zeit und eben diese eine Planungswoche komplett für die Versorgung, Begleitung und Unterbringung meines Vaters nutzte. Es gab in dem Jahr keine Planungswoche für mein Business. So habe ich mich 2018 von Quartal zu Quartal gehangelt.
2019 lief hingegen wieder super, da ich mir Im Herbst Zeit für die Planung 2019 und im Oktober die Planungswoche genommen habe, aber auch Aufgaben abgegeben habe. Ja, und 2020 kam Corona …
Stolz bin ich auf meine 10 festen Sportgruppen. Angefangen habe ich mit 2 Personen in einem Kurs. Über die Jahre kamen mehr und mehr hinzu. Die erste Gruppe besteht seit Herbst 2005 bis heute. 2014 gab ich die Verantwortung ab. Zeitweise waren wir über 20 Teilnehmer in dieser Gruppe. Als Erfolg sehe ich auch meine Heilpraktiker-Ausbildung, die ich in 2 statt 3 Jahren absolviert habe. Ferner bin ich dankbar, dass ich eine von zwei Akupunkturausbildungen im Ärztekurs absolvieren durfte. Ich freue mich täglich über meine Fähigkeit, so viele Menschen für Sport zu begeistern. Die längsten Teilnehmer sind seit 2005 dabei. Mit der DAK habe ich Events mit über 125 Teilnehmern organisiert. Auch sehe ich es als Erfolg, wenn ich Patienten, die „austherapiert“ mit Schmerzen und Sorgen zu mir kommen, zu mehr Wohlbefinden, Schmerzfreiheit und neuen Lebensmut verhelfen kann. Und ich bin stolz auf meinen jüngsten Erfolg, auf meinen eigenen Youtube-Kanal, der in der Corona Krise geboren wurde.
Mein Mann ist mir eine große Unterstützung soweit es ihm möglich ist. Er war derjenige, der sagte: „Bärbel mach das. Es ist dein Ding.“ Im besonderen Maße hat mir unser Sohn mit seiner Fachkompetenz als Coach zur Seite gestanden. Ferner waren und sind die Gespräche mit der Unternehmensberaterin Carmen Baumann sehr wertvoll für mich. Aber auch meine eigene Stärke hat dazu beigetragen, dass ich alle Herausforderungen souverän gemeistert habe.
Nein. Während Corona kam ich kurzzeitig ins Grübeln, weil die Soforthilfe lange auf sich warten ließ. Aber auch hier habe ich die Rückmeldungen des LFI nicht auf sich ruhen lassen, den Hörer in die Hand genommen, um Bewegung in die Angelegenheit zu bekommen. Kurzzeitig hatte ich den Gedanken, für zwei Tage irgendwo arbeiten zu gehen. Aber dafür bin ich wohl nicht mehr geeignet.
Ich möchte begleitend zur Schulmedizin arbeiten. Mir ist sehr wichtig, den Menschen eine gesunde Lebensweise mit Bewegung, Ernährung und Entspannung näher zu bringen. Und das Ganze auch für mich umzusetzen. In der Heilpraxis möchte ich mehr zum Thema Mikroökologie des Darms anbieten. Dazu nehme ich ab September an einer Fortbildung teil.
Darüber hinaus habe ich das Ziel, mein Zeitmanagement zu optimieren, so dass ich mehr Zeit für mich habe, ohne dass immer Druck herrscht. Ein Gleichgewicht, ein gesundes Unternehmen mit einer gesunden Chefin ist mein Ziel.
Ich wünsche mir eine stärkere Zusammenarbeit mit Praxen und Ärzten. Ich wünsche mir, dass man denjenigen, die Heilpraxen aufsuchen, wohlwollend gegenübertritt und dass ich nicht als Konkurrenz zu den Ärzten gesehen werde. Ich wünsche mir, dass die Patienten keine Angst haben zu sagen, dass sie auch zu mir in die Heilpraxis kommen. Ein weiteres Ziel ist es, wieder Tages-Workshops anzubieten, die es vor einiger Zeit bereits gab und die sehr gut angenommen wurden. Dafür benötige ich Institutionen oder Hotels, deren Räumlichkeiten ich nutzen kann und die bezahlbar sind. Gern würde ich weitere Projekte wie „Gessin, ein Dorf speckt ab“ anschieben und entwickeln.
Ich rate dringend dazu, sich einen Berater zu suchen. Auf jeden Fall sollte auch die Familie hinter dem Projekt stehen. Und ich empfehle, sich vor der Gründung in Entspannungstechniken auszubilden. Zum Anfang scheint das unnötig, doch später wird man es brauchen und von profitieren. Wichtig ist, sich nicht zu verzetteln, seinen Fokus zu setzen. Der Rest kommt später. Und auf jeden Fall dafür zu sorgen, dass das Wochenende frei bleibt, dass zu bestimmten Zeiten, mit Pausen und To-do-Listen gearbeitet wird.
Ich würde den Anfang genauso so gehen, jedoch mit einigen Änderungen. Heute würde ich nach einer Heilpraktiker-Ausbildung nicht gleich wieder zu zig anderen Fortbildungen fahren. Das muss sacken und verarbeitet, geübt und angewendet werden. Ich würde nicht gleich eine eigene Praxis eröffnen, sondern zunächst in einer bestehenden Praxis arbeiten, um Erfahrungen zu sammeln. Ich würde jetzt mehr Ruhe an den Wochenenden einbauen und mit meinen eigenen Kräften mehr haushalten, öfter nein sagen.
Mut. Zielstrebigkeit. Verlässlichkeit. Ehrgeiz. Gelassenheit. Souveränität. Besonnenheit. Konsequenz. Disziplin. Fokus setzen. Organisiert und strukturiert sein.
Ich habe die Menschen immer angesprochen, war nie zurückhaltend, von meinen Angeboten zu erzählen. Zum Anfang habe ich meine Flyer selbst geschrieben, gedruckt und verteilt. Ich habe eine Webseite. Sehr viel ergibt sich durch Mund zu Mund Propaganda. Und meine zwei Standbeine ergänzen bzw. empfehlen sich gut gegenseitig. Den Praxispatienten erzähle ich von den Präventionskursen und in den Kursen erwähne ich auch mal, was alles in der Praxis möglich ist. Ich bin einfach aktiv. Ich geh los und mach. Abwarten ist nicht meins. Gerade jetzt zu Corona: ich habe 130 Personen persönlich angerufen und gesagt, dass die Kurse wieder los gehen. Außerdem gibt es die ein oder andere ehrenamtliche Aktion, wo ich etwas zurückgebe, unentgeltlich meine Dienste anbiete und dafür Aufmerksamkeit bekomme. Ich finde es wichtig, Kontakt und Verbindung zur eigenen Stadt und Kommune zu halten.
In dem vom Europäischen Sozialfonds (ESF) geförderten Projekt wurden Möglichkeiten entwickelt, wie in der ländlichen Region des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte mehr erwerbsfähige Menschen erwerbstätig werden können,